(E.W.: Unüblich viele Leserbriefe gibt es heute im STANDARD:)

Was heißt da "Bildungsoffensive"?

Standard-Leser zu Gehrers Stundenkürzungen in den Schulen

Verärgerte Schüler
Ich bin Schüler der Klasse 8B des Sigmund Freud Gymnasiums in Wien, wo ich heuer meine Matura ablegen werde. Mit Besorgnis und starkem Widerwillen mussten meine Klassenkameraden, Professoren und ich sowie etliche andere Schüler meiner Schule feststellen, dass Frau Bildungsministerin Gehrer mal wieder Belastungen als Entlastungen zu deklarieren versucht. Dass dabei an Österreichs Zukunft - unserer Ausbildung - gesägt wird, scheint ihr und der Regierung herzlich egal zu sein. Wir sind der Ansicht, dass es unsere Verpflichtung ist, gegen diese Stundenreduktion anzukämpfen! Der Lehrstoff bleibt gleich, doch die Stunden, die dafür aufgebracht werden müssen, werden empfindlich gekürzt. Wie sonst, wenn nicht mit teuren Nachhilfestunden, sollen wir die geforderte Leistung erbringen? Sehr viele können sich diesen Spaß nicht leisten und werden daher ernsthafte Schwierigkeiten in der Schule bekommen.
Milenko Ristic,
1100 Wien

Sehr geehrte Frau Minister Gehrer! Abgesehen von prinzipieller Ablehnung von Einsparungsmaßnahmen im Bildungsbereich (die in krassem Widerspruch zu Schlagworten wie "Bildungsoffensive" stehen), habe ich auch persönliche Bedenken: Im Hinblick auf die Matura habe ich für das 10. bis 12. Schuljahr Mathematik (vertiefend) und Informatik als Wahlpflichtgegenstände gewählt, um in diesen Fächern zu maturieren, was mir zukunftsorientiert erschien. Wird jedoch im Zuge der "Entlastungsverordnung 2003" auch das Stundenkontingent der Wahlpflichtfächer gekürzt, ist diese Kombination nicht mehr möglich. Welche Alternativen würden Sie vorschlagen? Im Übrigen sehe ich keinen Grund für eine "Entlastung" durch Reduktion der Unterrichtsstunden, und ich denke, hier spreche ich nicht nur für mich.
Doron Edlinger,
Schüler der 9. Schulstufe
an einer AHS, via Internet

"Kulturverfall"
Betrifft: Stundenkürzung bei Bildnerischer Erziehung
Sehr geehrte Frau Minister Gehrer! Herzliche Gratulation zu Ihrem mutigen Rückschritt in die vermeintlich richtige Richtung. Mit Ihrer Entscheidung, die Unterrichtsstunden für Bildnerische Erziehung zu kürzen, erweisen Sie den noch verbliebenen Kulturschaffenden allerdings in Bezug auf die Bestellung künftiger Kunststaatssekretäre einen Bärendienst. Es wird dann nämlich nicht einmal mehr "gewesene" Künstler geben, die diese Funktion übernehmen könnten. Die Auswirkungen Ihrer Maßnahme auf die nächsten Generationen sind für Sie ohnehin nicht mehr relevant. Sie werden Ihre Ministerpension genießen und sich im Ruhestand über den gravierenden Kulturverfall wundern. Es lebe das niveau- und kulturlose realpolitische Sumpertum!
Rosa Hausleithner,
Bildhauerin, 1070 Wien



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